Startseite Zurück zur Kontinentauswahl Im Land der Pharaonen und Pyramiden Diesseits von Eden Die Insel der Vielfalt Der Diamant Afrikas Das vergessene Paradies am Äquator Inseln des Überflusses Willkommen im Regenbogenland
Gefällt mir
 
 
Kurze Landesinformationen Ausführliche Beschreibungen von: Rocas, Hauptstadt Sao Tome, Traumstrände, Wasserfälle, Obo-Nationalpark, Cao Grande + Boca do Inferno, Ilheu das Rolas Genaue Reiseberichte Einreise, Adressen, Gesundheit, Sicherheit, Feiertage, Hinweise Bildgalerie mit zahlreichen Fotos

Das vergessene Paradies am Äquator


Highlight-Übersicht Nächster Tipp Hauptstadt Sao Tome


Rocas


Über Jahrhunderte waren Sao Tome und Principe einer der Hauptumschlagplätze des organisierten Sklavenhandels. Zusätzlich nahmen die Inseln im sechzehnten Jahrhundert eine führende Position beim Zuckerrohranbau in der Welt ein.Verlassene Lagerhallen Erst später stellte man die Plantagenbewirtschaftung auf Kaffee und Kakao um, wodurch die Inseln am Anfang des 20. Jahrhunderts zum weltgrößten Kakaoproduzenten aufstiegen. Diese einzigartige Stellung war zum einen auf das außerordentliche Organisationstalent portugiesischer Kolonialherren begründet und zum anderen auf die über Jahrhunderte andauernde Sklaverei. Auf Sao Tome und Principe sind die Spuren dieser Kolonialzeit auch heute noch sehr gut in Form von Überbleibseln der alten Rocas zu finden - architektonisch interessante Herrenhäuser im Kolonialstil, Plantagen, Fabrikgebäude, Lagerhallen und Eisenbahnanlagen. Bei den Rocas handelte sich um die Landsitze bzw. riesigen Plantagenbetriebe der Portugiesen, auf denen die für die Plantagenarbeit benötigten Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen lebten, arbeiteten und beaufsichtigt wurden. Die Sklaverei wurde 1876 zwar schließlich offiziell abgeschafft, jedoch wurden die Sklaven praktisch nur durch Vertragsarbeiter aus Angola ersetzt und am unmenschlichen Zustand änderte sich dadurch faktisch überhaupt nichts. Der Unmut und Zorn der Arbeiter über ihre portugiesischen Herrscher führte 1953 schließlich zum "Batepa Massaker", wo bei der Niederschlagung eines Aufstandes mehr als Tausend Arbeiter getötet wurden.


Zu einer herrschaftlichen Roca gehörten neben den armselige Behausungen für die Arbeiter meist auch eine kleine Kirche, eine Schule,Stillgelegte Kaffeeproduktion manchmal eine Krankenstation, Wirtschaftsgebäude, Lagerhallen und natürlich das prunkvolle Wohnhaus des Plantagenbesitzers mit dem charakteristischen Balkon, der das gesamte Haus umläuft. Das Leben auf den Rocas war größtenteils autark, da fast alles zum Leben notwendige angebaut wurde. Mit der Entlassung in die Unabhängigkeit übernahm Sao Tome und Principe 1975 auch die bestehenden und bis dahin ertragreich geführten Plantagenwirtschaften. Die sich in der Hand von 28 portugiesischen Kapitalgesellschaften befindlichen Rocas kontrollierten am Ende der Kolonialzeit über 80% des Anbaugebietes. Die Regierung wandelte diese Plantagenbetriebe schließlich in staatliche Unternehmen um, was jedoch sehr schnell zu einem deutlichen Produktionsrückgang führte. Kakao macht zwar auch heute noch rund 85% der Gesamtausfuhren aus, jedoch ist Produktion von einst 10.000 Tonnen auf unter 3.000 Tonnen gefallen. Ein überall deutlich sichtbares Zeichen für den Produktionsrückgang ist der damit einher gehende Verfall der alten Rocas. Heute sind viele von Ihnen verfallen, vom Regenwald überwuchert, komplett verlassen oder dienen nur noch wenigen Leuten als zu Hause. Die Bewohner der meisten Rocas, die heute noch auf Besserung bzw. Investoren warten, leben weiterhin in sehr ärmlichen, teilweise unmenschlichen Verhältnissen. Nur ein paar wenige der ehemaligen Plantagenbetriebe wurden teilweise restauriert bzw. notdürftig instand gehalten und dienen heute als Ausflugsziel oder Unterkunftsmöglichkeit für Touristen. Ein paar interessante bzw. bei Touristen beliebte Rocas möchte ich hier kurz vorstellen.


Roca Agostinho Neto: Diese Roca am Rande der nördlichen Berge gehört sicherlich zu einer der imposantesten,Krankenhaus der Roca Agostinho Neto größten und schönsten Anlagen von ganz Sao Tome und wird daher auch am meisten von den Touristen bzw. den Tourveranstaltern besucht. Dieser überdurchschnittliche Zulauf an Touristen - was immer noch nicht wirklich viele sind - hat aber auch leider negative Einflüsse, denn vor allem die Kinder auf der Roca Agostinho Neto sehen in den Besuchern potentielle Gönner und betteln auf Teufel komm raus und weichen einem kaum noch von der Seite. Das kann bei einer Erkundung der Roca nicht nur extrem nervig sein, sondern artet teilweise sogar in sehr aggressivem Verhalten der Kinder aus wenn man ihnen nichts gibt. Auch wenn einem die Kinder leid tun, so sollte man ihnen dennoch kein Geld geben, denn das ist nicht die Lösung ihrer Situation, sondern fördert nur das Betteln! Aber selbst das Verschenken von Kleinigkeiten (Stifte, Ballons, Aufkleber etc.) hat mir persönlich auf dieser Roca überhaupt keinen Spass gemacht, denn die Kinder sind extrem egoistisch, aufdringlich und rücksichtslos gegenüber Kleineren - ein Verhalten, dass ich von anderen Rocas und auch aus anderen armen Ländern in dieser Form noch nicht erlebt habe.
Die Abfahrt zur Roca Agostinho Neto liegtBehausungen der Landarbeiter auf halbem Weg zwischen Conde und Guadalupe - eine kleine Schotterstrasse führt von der Hauptstrasse zwischen zwei Steinbegrenzungen nach links durch den lichten Wald bis hinauf zur Roca. Die Roca wurde hauptsächlich von Angolanern bewirtschaftet, was auch den Namen erklärt: Der frühere Name der Roca war nämlich "Roca Rio do Ouro", wurde aber 1979 nach dem Tod von Agostinho Neto, dem ersten Präsidenten von Angola, in den heutigen geändert. Am großen Hauptplatz angekommen eröffnet sich einem der Blick auf die wirklich imposante Auffahrt zum großen Krankenhaus, welches sich wie ein Schloss auf dem Hügel erhebt. Kaum zu glauben, aber bis vor einigen Jahren war dies noch das zweitwichtigste Krankenhaus des Landes, heute ist es jedoch dem Verfall preisgegeben und dient nur noch ein paar Ziegen als Schutz und Unterkunft. Links und rechts der großen Auffahrt befinden sich die einfachen, teilweise erbärmlichen Unterkünfte der noch verbliebenen Landarbeiter, die auf bessere Zeiten hoffen. Der Glanz der alten Zeiten ist jedoch verblasst und nur noch die halbwegs gepflegten Herrenhäuser am anderen Ende des Platzes erinnern daran. Trotzdem, das Leben geht auch hier irgendwie weiter. Angeblich wurde die gesamte Anlage von einem angolanischen Geschäftsmann gekauft, aber scheinbar steht noch nicht fest, was aus ihr werden soll - eine solche Entscheidung kann sich auf Sao Tome auch problemlos etliche Jahre hinziehen.


Roca Monte Cafe: Inmitten der grünen Berglandschaft westlich der Hauptstadt Sao Tome liegt die berühmte Kaffeeplantage Roca Monte Cafe. Nur wenige Leute wissen, dass auf der einst größten Kaffeeplantage der Insel der weltbeste Arabica-Kaffee produziert wird. Sein Geschmack wird gerne als vollmundig eingestuft; Körper, Säure und Harmonie sind nach Expertenmeinungen überdurchschnittlich und somit hat er ideale Voraussetzungen zum Mischen.Auf der Roca Monte Cafe Im Gegensatz zu den früher riesigen Exportmengen werden heutzutage aber nur noch ca. 1.000 Sack Kaffee pro Jahr, überwiegend nach Skandinavien, ausgeführt.
Auf der leider ebenfalls schon teilweise verfallenen und etwas runtergekommenen Roca Monte Cafe lassen sich trotzdem noch interessante Einblicke in den Anbau und die unterschiedlichsten Stufen der Kaffee- und Kakaoherstellung gewinnen. Wurde hier früher noch der Kaffee in großen Mengen maschinell verarbeitet, so wird heute wieder alles mühsam per Hand gemacht. Vor allem aber "lebt" dieser Ort noch und es herrscht eine wirklich nette Atmosphäre (im Gegensatz zur Roca Agostinho Neto). Es handelt sich um eine typische Roca mit Kindergarten, Schule, Krankenhaus, Kirche, Tischelerei, leere Trocknungs- und Lagerhallen, Verwaltungshaus und einem Laden (in dem es übrigens auch den Kaffe von hier zu kaufen gibt). Geschäftiges Treiben und arbeitende Leute sucht man jedoch vergebens, liegt die Produktion doch fast brach. Ein Besuch dieser Roca ist eigentlich sehr lohnenswert und wird von allen örtlichen Tourveranstaltern (teuer) als Halbtagestour angeboten. Man kann den Ausflug aber auch wesentlich günstiger gestalten, wenn man selber mit dem Wagen oder Taxi (Rückfahrt absprechen!) zur Roca fährt und vor Ort findet sich dann immer jemand, der einen für einen Obulus auf der Plantagenanlage herumführt und stolz alles erklärt und zeigt. Von Trindade aus folgt man der Strasse nach Westen, welche sich immer höher in die schönen grünen Berge und vorbei an den Kaffeehainen schraubt, bevor der Weg zur Roca Monte Cafe an zwei großen Steinsäulen nach rechts abzweigt. Weiter geradeaus den Berg hinauf führt die Strasse zum Wasserfall Sao Nicolao und der ECOFAC-Station Bom Successo.


Roca Bombaim: Auf einer grünen Hochebene mitten im tropischen Regenwald liegt die Roca Bombaim und bietet einen herrlichen Bick auf die umliegenden Berge. Während sich auf der einen Seite die Wirtschafts- und Wohnhäuser der Arbeiter in einem teilweise desolaten Zustand befinden, erstrahlt auf der anderen Seite der Ebene das im Kolonialstil errichtete Herrenhaus im alten Glanz. Es dient inzwischen als nettes Hotel für Wanderer,Wohnhäuser auf der Roca Bombaim die auf ihren Mehrtagestouren hier einen Übernachtungsstopp einlegen (Vorbestellung zwecks Verpflegung nötig!). Auch wer ein paar Tage in völliger Ruhe verbingen möchte, der wäre hier richtig aufgehoben. Das Hotel bietet 5 einfache Zimmer, welche sich 2 Badezimmer teilen. Strom und anderen Luxus sucht man hier allerdings vergebens.
Auch wenn ein deutscher Reiseführer da anderes behauptet, so ist der Weg mit dem Auto bis zur Roca Bombaim doch sehr einfach zu finden. Aus dem Nordwesten kommend hält man sich in Trindade hinter dem blauen Haus bzw. dem "Club 35" links und biegt an der folgenden T-Kreuzung nach rechts ab. Diese Asphaltstrasse führt hinauf bis zur Einfahrt der Roca Milagrosa. Von hier aus führt eine Schotterstrasse geradeaus bzw. leicht links in den Wald hinein. Da es sich um eine recht gute Schotterpiste handelt benötigt man auch noch nicht einmal einen Geländewagen für die ca. 11 km lange Strecke bis zur Roca (Fahrtzeit ca. 30 Minuten ab Beginn Schotterstrasse). Es gibt auf dem ganzen Weg eigentlich nur eine einzige Stelle, an der man sich wirklich verfahren könnte. Es handelt sich dabei um eine Y-Kreuzung, an der sich die Schotterpiste nach links und rechts gabelt. Um zur Roca Bombaim zu gelangen muss man sich hier rechts halten. Von nun an muss man eigentlich nur noch der Piste geradeaus folgen und eventuelle seitliche Abzweigung unbeachtet lassen. Wenn man aber tatsächlich mal verunsichert sein sollte, so trifft man unterwegs genügend Einheimische die man nochmal nach dem Weg fragen kann. In einer spitzen Linkskurve, ca. 1 km vor der Roca Bombaim, führt die Piste über eine kleine Brücke, an der sich auch rechter Hand eine kleine Parkbucht befindet. Links und rechts der Parkbucht liegen ein Stück in den Regenwald hinein zwei wunderschöne Wasserfälle, die ideal für ein erfrischendes Bad geeignet sind.


Neben den oben genannten gibt es aber eine Vielzahl an weiteren Rocas auf den Inseln, deren Besuch man mal gut als kleinen Abstecher auf dem Weg zu anderen Sehenswürdigkeiten oder bei Inselerkundungen mit einbauen kann (z.B. Roca Sao dos Angolares, Roca Agua Ize, Roca Monte Forte, Roca Fernao Dias usw.).




Highlight-Übersicht Nächster Tipp Hauptstadt Sao Tome