Zwischen Orient und Küstentrubel
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Pamukkale + Hierapolis
Die weißen Terrassen von Pamukkale gehören zu den größten Naturwundern der Türkei. Am Hügelsaum des Mäander, einer geologischen Bruchzone, entspringen an mehreren Stellen Thermalquellen. Beim Durchsickern des Kalkgesteins haben sie sich mit mineralischen Stoffen angereichert, die beim Abkühlen an der Erdoberfläche zu Kalksinter erstarren. Von weitem sehen die Terrassen dadurch aus, als ob sie vollständig von Schnee bedeckt sind. Nirgendwo ist dies eindrucksvoller zu sehen, als in der Nähe der antiken Stadt Hierapolis, über deren Geschichte und Ursprung noch wenig bekannt ist.
Pamukkale liegt ca. 20 km nördlich der Provinzhauptstadt Denizli am Ende des großen Grabenbruchs im Westen der Türkei. Durch den extrem weißen Sinterkalk erscheinen einem die Terrassen schon bei der Anfahrt wie ein vereister Wasserfall. Im Sommer schimmert das Wasser in allen Türkisschattierungen und im Winter steigen dampfende Schwaden aus den natürlich entstandenen Thermalbecken.
Um 190 v. Chr. durch Eumenes II von Pergamon gegründet, wurde das heute Pamukkale genannte Hierapolis im Jahre 133 Teil der römischen Provinz Asia. Schon die alten Römer kamen hierher, um sich in den Quellen zu entspannen, sich zu erholen oder um Beschwerden wie z.B. Rheuma zu kurieren. Hier hatte die römische Badekultur vor zweitausend Jahren ihre Entsprechung in Kleinasien gefunden. Aus dem römischen Zeitalter stammen auch die Ruinen auf dem Gelände. Die Stadt hatte schätzungsweise 100.000 Einwohner. Marmorkapitelle weisen auf die Bedeutung von Hierapolis hin und das große Theater der Stadt (es bot ca. 15.000 Zuschauern Platz) ist die am besten erhaltene Spielstätte in Kleinasien.
Kein Wunder, dass Pamukkale schon bald zu den meistbesuchtesten Zielen der Türkei gehörte. Leider hat dieses Naturwunder durch die bis zu 1000 Touristen pro Tag schon viel von seiner ursprünglichen Schönheit verloren. Die ehemals schneeweißen Terrassen wirken mittlerweile eher dreckig und abgenutzt. Um die eindrucksvolle Natur auch der Nachwelt zu erhalten, wurde der Tourismus in den vergangenen Jahren immer weiter eingeschränkt. Die Sinterterrassen wurden 1997 komplett gesperrt und auch die Hotels zwischen dem Hang und dem Ruinengelände sind mittlerweile abgerissen. Das Betreten des Sinterhanges ist inzwischen nur noch barfuss auf einem kleinen Stückchen möglich.
In einem restaurierten Teil der riesigen Badeanlage ist heute das Thermenmuseum untergebracht, das Skulpturen, Sarkophage und Statuen zeigt. Von hier steigt man den Hang empor zum Grabungsgelände, dessen besterhaltener Bau das Theater ist. Den Skulpturenschmuck des Bühnenhauses, der von einem italienischen Archäologen rekonstruiert wurde, schufen wahrscheinlich Steinmetze aus Aphrodisias (Markenzeichen ist das typisch üppige Rankenwerk). Der Fries der Skene, der den Festzug des Dionysos zeigt, gilt als einer der vollständigsten der Türkei.
Tiefer am Hang, aber noch immer im umzäunten Gelände, liegen noch weitere Kultstätten. Zum einen der nur mit seinem Podium erhaltene Apollon-Tempel, ein monumentales Nymphaion sowie die Felshöhle des Plutoniums. Nach den antiken Chronisten war sie von giftigen Dämpfen erfüllt und nur die Priester, die für die Pilger mit dem Unterweltgott Pluto in Kontakt traten, konnten die Kultstätte gefahrlos betreten. Heute ist die überwölbte Tür versperrt, denn noch immer strömen dort giftige Gase aus.
Den anstrengenden Aufstieg zum Martyrium des Philippus hoch über dem Theater sollte man im Sommer nur am kühleren Abend unternehmen. Die Pilgeranlage besteht aus einem quadratischen Bau mit 60 m Seitenlänge, dem ein Achteck eingeschrieben ist, wodurch sich ein verwirrender Grundriss aus vier- und dreieckigen Kammern ergibt.
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