Das vergessene Paradies am Äquator
Es ist ein vergleichsweise kleiner und junger Staat, weit weg von den Blicken der weltpolitisch bedeutsamen Regionen und Einflusssphären. Aus der Sicht einiger Tourismusexperten sind Sao Tome & Principe jedoch inzwischen so etwas wie ein "Geheimtip für Afrikasüchtige", denn diese Inselgruppe gehört zu den letzten wirklichen Paradiesen dieser Erde und ist ein einziges Abenteuer und Naturerlebnis aus endemischen Pflanzen und Vögeln, Gestein, Wasserfällen und Bächen, vulkanischem Gebirge, dichtem Regenwald, sagenumwobenen weißen Sandstränden und kristallklarem Wasser - nicht zu vergessen die koloniale portugiesische Architektur in den Städten.
Unter Reisenden ist dieses tropische Paradies bislang kaum bekannt, besuchen doch pro Woche nur ca. 20 Touristen Sao Tome & Príncipe. Dabei sucht die unverfälschte Schönheit der Natur, die Ursprünglichkeit der Bevölkerung und die erholsame Abgeschiedenheit ihresgleichen; zudem gehören die Schnorchel- und Tauchgründe zu den besten, welche Afrika zu bieten hat. Und abgesehen davon sind der Kaffee, Kakao und die Meeresfrüchte auf den Inseln einfach nur köstlich.
Fläche: 1.001 km²
Einwohner: 200.000
Hauptstadt: Sao Tome
Amtssprachen: Portugiesisch
Währung: Dobra (STD)
Zeit: MEZ-1 Std.; MESZ-2
Die Inseln Sao Tome und Príncipe liegen ca. 200 km vor der Westküste Gabuns im Golf von Guinea, zwischen den zu Äquatorialguinea gehörenden Inseln Bioko und Annobon, und nach den Seychellen sind sie der zweitkleinste Staat Afrikas. Beide Inseln sind die sichtbaren Spitzen einer vulkanisch entstandenen Gebirgskette, welche im Norden beim Mount Cameroun beginnt und bei der Insel Pagalu wieder im Meer verschwindet. Die Vulkane sind auf Sao Tome und Principe jedoch nicht mehr aktiv, jedoch erklärt der vulkanische Ursprung auch die grosse Fruchtbarkeit des Bodens. Die größere der beiden Inseln, Sao Tome, ist 48 km lang und 32 km breit. Sie ist auch gebirgiger als Principe (16 km lang und 6 km breit) und hat mit dem Pico de Sao Tome (2.024 m) den höchsten Berg, denn der Pico de Principe misst nur 927 m. Die an der Südspitze von Sao Tome liegende Insel Rolas wird vom Äquator direkt durchquert. Die Landschaft auf den Inseln ist zerklüftet und von tropischen Regenwald bedeckt. Zahlreiche Bäche und Flüsse streben der Küste entgegen. An der Westseite erhebt sich das Land steil aus dem Meer. Der Osten ist eben, mehrere Buchten sind hier zu finden. Im Süden ist die Ebene mit Schlacke und Vulkanasche bedeckt.
Auf Sao Tome & Principe liegen im innertropischen Klimagürtel und hier herrscht tropisches Klima mit ganzjährig hohen Regenmengen. Die durchschnittlichen Temperaturen liegen zwischen 21°C und 31°C und die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit zwischen 72% und 81%. Die gebirgigere Insel Sao Tomé ist deutlich feuchter als Príncipe. Dabei hat der Pico de Sao Tomé einen erheblichen Einfluss auf das Lokalklima, denn auf der windzugewandten Südwestseite liegen die Niederschläge über 5.000 mm im Jahr, auf der windabgewandten nordöstlichen Seite nur bei 1.000 mm im Jahr. Die Haupt-Trockenzeit liegt zwischen Anfang Juni und Ende September, die kürzere Trockenzeit zwischen Ende Dezember und Anfang Februar. Drei Gründe sprechen für die Monate Juni bis September als angenehmste Reisezeit. In diesem Zeitraum fallen nur geringe Niederschläge, die Temperaturen erreichen in der Regel ihren jährlichen Tiefstand und auch die hohe Luftfeuchtigkeit, die als drückende Schwüle empfunden wird, reduziert sich dann auf (immer noch hohe) Werte zwischen 78 und 81%. Allerdings ist keine Jahreszeit für das Reisen auf Sao Tomé und Principe ungeeignet, da die Niederschläge meistens nur als Kurzregen fallen und frische, kühle Luft hinterlassen.
Die Inseln wurden 1471/72 durch den Seefahrer João de Santarém für Portugal in Besitz genommen und entwickelten sich anschließend schnell zu einem der Hauptumschlagplätze für den organisierten Sklavenhandel zwischen Afrika, Europa und den neuen Kolonien in Südamerika. Ein Teil der Sklaven wurde zum Arbeiten auf den Inseln belassen. Wegen der steigende Zuckernachfrag wurde im sechzehnten Jahrhundert auf Sao Tome & Princpe in großen Plantagen (Rocas) Zuckerrohr angebaut und die beiden Inseln waren schon bald der weltweit größte Zuckerlieferant, was den Plantagenbesitzern zu weiterem Wohlstand verhalf. Mit dem Aufkommen der Zuckerrübe wurden die Plantagen im 18. Jahrhundert auf den Anbau von Kaffee und Kakao umgestellt und Anfang des 20.Jahrhunderts war Sao Tome sogar der weltgrößte Kakaolieferant. Möglich wurde dies vor allem auch durch die über Jahrhunderte anhaltende Sklavenwirtschaft, welche offiziell erst im Laufe des 19. Jahrhunderts abgeschafft wurde. An die Stelle der Sklaven traten dann Vertragsarbeiter, hauptsächlich aus Angola, welche jedoch unter den gleichen Bedingungen wie die Sklaven arbeiten mussten - die moderne Sklavenwirtschaft war geboren. Erst durch die Gründung einer freiheitlich nationale Bewegung begann 1960 langsam das Ende der Kolonialzeit, aber erst durch den aufkeimenden Kommunismus in Portugal und die Nelkenrevolution 1974 kam es für Sao Tome & Principe schließlich 1975 zur Entlassung in die Unabhängigkeit. Die MLSTP beherrschte das Land als Einheitspartei die ersten 15 Jahre nach dem Ende der Kolonialzeit und in diese Zeit fällt auch die Ermordung von ca. 2.000 Europäern, die Enteignung der Rocas, der komplette Zusammenbruch der Planatagenwirtschaft und der Verfall der Infrastruktur. Das Land wurde von einer marktführenden Exportnation in ein Entwicklungsland zurükgeworfen. 1992 stimmte eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung für die Einführung eines demokratischen Mehrparteiensystems und eine marktwirtschaftliche Ausrichtung. Unter dem demokratisch gewählten Präsidenten Miguel Trovada und dem Premierminister Guilherme Posser versucht das Land seither - trotz zwei kleiner Putschversuche 1995 und 2003 - mit wachsendem Erfolg aus eigener Kraft und mit internationaler Unterstützung wirtschaftlich wieder Fuss zu fassen.
Der heute noch wirtschaftlich unbedeutende Inselstaat (gilt als einer der 30 ärmsten Länder der Welt) exportiert fast nur Kakao (90%). Dabei ist interessant dass im Vergleich zur Herrschaftszeit Portugals heute maximal 20% des damaligen Ertrages erwirtschaftet werden. Daneben werden Kopra, Palmkerne und Kaffee ausgeführt. Wichtigstes Exportland sind die Niederlande. 70% des eigenen Nahrungsmittelbedarfs müssen jedoch importiert werden. Das Verhältnis Export zu Import liegt bei ca. 1:10. Importiert werden, hauptsächlich aus Portugal und Frankreich, Nahrungsmittel und lebende Tiere, Kapitalgüter und Brennstoffe. Die Industrie beschränkt sich auf die Weiterverarbeitung von Agrarprodukten. So gering der Anteil momentan auch noch ist, so ist der aufkommende Tourismus auf Sao Tome & Principe ein sehr wichtiger Zweig der Wirtschaft und Ziel aller politischen Parteien ist es, die Infrastruktur der Inseln so auszugestalten, dass eine sinnvolle touristische Erschliessung der Inseln ermöglicht wird. Nur hierdurch kann eine wirtschaftlich notwendige und ökologisch sinnvolle weitere Einnahmequelle erschlossen werden. Für die Zukunft wird auch zusätzlich die Off-Shore-Förderung von Erdöl und -gas erwartet und erhofft, denn Probebohrungen in dem Seegebiet zwischen Sao Tome und Nigeria haben größere Vorkommen bestätigt. Die geostrategische Lage in Westafrika, das als Zukunft der Bohrstätten gilt, wird u. U. zum ersten ölpolitischen Wettrennen zwischen der Volksrepublik China und den USA führen. Beide bemühen sich zur Zeit verstärkt diplomatisch um Explorations- und Bohrrechte für nahestehende Firmen. Des Weiteren scheinen die USA daran interessiert, auf Sao Tome eine Marinebasis zu errichten.
Der überwiegende Teil der Mischbevölkerung ist afrikanischen Ursprungs, jedoch fühlen sich die Inselbewohner nicht unbedingt dem Kontinent zugehörig. Etwa 70% der Bevölkerung sind Katholiken, ca.10% der Bevölkerung sind Protestantisch, der Rest ohne Religionszugehörigkeit. Ethnische und religiöse Probleme bestehen dabei nicht. Die Quote an Analphabeten ist zwar noch hoch, allerdings bedeutend geringer als auf dem Kontinent. Knapp 50% der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre und das aktuelle Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt damit unterhalb von 20 Jahren. Der größte Teil der Bevölkerung lebt auf Sao Tome.
Die Inseln haben zwar keine exotischen Säugetiere zu bieten, jedoch mit seinem goldgelben Sand und dem azurblauem Meer gelten Sao Tome & Principe noch als Geheimtipp unter den Tauchern, die vor allem die noch vollkommen intakte und unberührte Unterwasserwelt schätzen. Doch auch auf dem Land haben die Inseln einiges zu bieten, hat doch Sao Tome einen der intaktesten Urwälder der Erde, denn die Holzindustrie spielt hier absolut keine Rolle. Vor allem Natur- und Vogelliebhaber kommen in dieser Umgebung voll auf Ihre Kosten. Im Inselinnern liegt der von der EU finanzierte Obo-Nationalparkes, welcher ausgedehnte Vogelexpeditionen durch eine von Bambus- und Lianen umschlungene Flora und Fauna ermöglicht.
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